Wie alles vor über 50 Jahren mit Heinz Ohl und seinen Mitstreitern begann
Sie organisieren das Brunnenfest, die Inthronisation der Königin – und noch einiges mehr: Die Vorstands- und Ausschussmitglieder des Oberurseler Vereinsrings haben alle Hände voll zu tun.
Für die Inthronisation der Brunnenkönigin zu trommeln, auch das gehört zu den Aufgaben des Vereinsrings. Rolf Steinhagen und Christine Paul übernahmen dies in den vergangenen Jahren. Hätten vor 50 Jahren die Vorstände von 33 Vereinen nicht den Mut gehabt, etwas Neues zu wagen, dann gäbe es heute weder die Verschwisterung mit der englischen Partnerstadt Rushmoor, noch das Brunnenfest oder gar Oberursels charmante Regentin, die Brunnenkönigin. Von den Gründern ist zwar heute keiner mehr am Leben. Doch der ehemalige Stadtkämmerer Peter Schneider (CDU), der 1980 mit seinem Dienstantritt im Rathaus auch in den Vorstand des Vereinsrings kam, kann einiges über die Anfänge erzählen.
Er hatte bei der Jubiläumsgala zum 50. Jubiläum am Samstag, 1. Oktober 2011, in der Stadthalle die Festrede gehalten. Dafür begab er sich zusätzlich auf Spurensuche ins Stadtarchiv. Dort fand er zahlreiche Informationen über die Anfänge des Vereins. „Gegründet wurde der Vereinsring eigentlich, um die Veranstaltungstermine zwischen den einzelnen Vereinen besser abzustimmen“, berichtet er. Der erste Vorsitzende war damals der aus der Orscheler Fastnacht allseits bekannte Heinz Ohl.
Die erste größere Aufgabe des jungen Vereins bot sich 1964 mit der Ausrichtung des Festes zu 500 Jahre Stadtgeschichte und Schützenfest des Schützenvereins (1464) Oberursel. Ein Jahr später richtete der Vereinsring gemeinsam mit dem Bürger- und Verkehrsverein, der heute nicht mehr existiert, zum ersten Mal das Heimatfest aus.
„Mit dem Bürger- und Verkehrsverein gab es anschließend einige Kontroversen, der Vereinsring hat sich danach aus der Organisation des Heimatfestes zurückgezogen“, sagt Peter Schneider. Erst 1975 veranstaltete der Vereinsring wieder das Heimatfest, damals zum ersten Mal in Bommersheim, denn die dortige Feuerwehr feierte ihr 50-jähriges und der Radfahrverein Wanderlust sogar sein 75-jähriges Bestehen. Aus dem Heimatfest wurde später dann das bis heute beliebte Brunnenfest, doch dazu später mehr.
Es folgten viele weitere Feierlichkeiten, um deren Organisation sich der Vereinsring kümmerte. Auch 1972 war der Vereinsring mit im Boot, als in der Brunnenstadt die beliebte Fernsehshow „Spiel ohne Grenzen“ über die Bühne ging.
Auch der Oberurseler Weihnachtsmarkt, wie wir ihn heute kennen, war eine Idee des Vereinsrings. Mit 20 Ständen wird er erstmals 1976 in der Oberurseler Vorstadt gefeiert. Ein Jahr danach erschien erstmals ein Veranstaltungskalender der Vereine, der in Eigenarbeit hergestellt und vom damaligen Vereinsringvorsitzenden Heinrich Geibel persönlich gefaltet wurde, wie sich Peter Schneider noch erinnert. „Die Zeit unter Geibel und Kurt Riedel, der seit 1974 den Taunus-Karnevalszug organisierte, war die produktivste“, sagt Schneider.
1978 war schließlich das Jahr, in dem sich der Vereinsring darüber Gedanken machte, das Heimatfest neu zu gestalten, nachdem der Versuch, das Festzelt auf der Rolls-Royce-Wiese mit einer Veranstaltung im Damen-Catchen zu füllen, schiefgelaufen war. Damals war Rudolf Harders (CDU) zum Bürgermeister gewählt worden. „Er hatte die Idee, das Fest in die Altstadt zu verlegen, und der neue Name war in gemütlicher Runde auch schnell gefunden“, erinnert sich Peter Schneider.
Die Geburt des Stadtfestes
Das erste Brunnenfest vom 22. bis 26 Juni 1979 mit Roswitha Fenske als Brunnenkönigin war ein voller Erfolg. „Ich hatte damals schon die Vision, dass es das Stadtfest werden wird“, sagt Schneider. Und er sollte damit recht behalten. Er war es auch, der darauf drängte, einen festen Termin für die Veranstaltung zu finden, sodass bis heute am ersten Wochenende nach Pfingsten das Brunnenfest gefeiert wird.
Sieben Vereinsringsvorsitzende gab es in den zurückliegenden 58 Jahren, wobei Heinrich Geibel am längsten amtierte. Heinz Ohl übte das Amt zwei Mal aus. Marianne Borgfeld war bislang die einzige Frau, die an der Spitze des Vereinsrings stand. Außerdem lenkten Heinz Dorsch und Jochen Sperber die Geschicke. Rolf Steinhagen stand 15 Jahre dem Verein vor, bis er 2017 die Führung an Dr. Roland Jung weitergab.
Unter dem heutigen Vorsitzenden, gehören 96 von 300 Vereinen dem Vereinsring an. „Ohne den Vereinsring gäbe es übrigens auch die Partnerschaft mit Rushmoor nicht“, verrät Peter Schneider. Damals hätten sich kritische Stimmen erhoben, die die Verschwisterung ablehnten, da Aldershot, das zum Bezirk Rushmoor gehört, eine Militärstadt ist.
Schneider: „Eine Delegation des Vereinsrings wurde daher nach Rushmoor geschickt, um sich ein Bild von der neuen Partnerstadt zu machen. Da dieses restlos positiv ausfiel, waren daraufhin alle Bedenken zerstreut.“
Von Christine Šarac (Taunus-Zeitung)
Bisherige Vorsitzende
Heinz Ohl
Heinrich Geibel
Heinz Dorsch
Jochen Sperber
Marianne Borgfeld
Rolf Steinhagen
Dr. Roland Jung